2004: Evaluation der Gebietsbetreuung neu


Projektleitung: Dr.in Birgitt Haller


Durchführung: Dr.in Birgitt Haller
Mag.a Karin Stögner


Finanzierung: MA 50


Fertigstellung: Dezember 2004


Ziel der Untersuchung war es, einerseits die bisherige Aufgabenerfüllung durch die GB neu gemessen an den Vorgaben von Seiten der Stadt Wien zu evaluieren, und andererseits Probleme bzw. Defizite aus der Sicht der GB neu zu erheben.

Dazu wurden insgesamt 37 Interviews mit TrägerInnen und MitarbeiterInnen der 17 GB neu durchgeführt, die größtenteils zwischen Juni und August 2004 erfolgten. Themen der leitfadenorientierten Interviews waren die Struktur und das Aufgabenprofil der GB neu, das Verhältnis zu den Auftraggebern, Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern, die zentralen Tätigkeitsbereiche sowie die Arbeitssituation der MitarbeiterInnen in den einzelnen Einrichtungen. Der Bericht ist diesen Schwerpunktsetzungen entlang strukturiert, abgeschlossen wird er mit einem Resümee, in dem auch versucht wird, Verbesserungsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen herauszuarbeiten.

Bei den 17 Einrichtungen, die Wien-weit die Betreuung der städtischen Wohnanlagen durchführen, sind zunächst einmal die großen Unterschiede auffällig. Auf der Strukturebene bestehen diese darin, dass die GB neu zwar mehrheitlich bei einer klassischen Gebietsbetreuung angesiedelt sind (zwölf von ihnen), in manchen Bezirken aber ausschließlich eine GB neu eingerichtet wurde; dass als Träger sowohl Architekturbüros (neun) als auch Wohnbauträger (sieben) und in einem Fall die Stadt Wien selbst fungieren; dass die Zahl der von ihnen betreuten Gemeindewohnungen zwischen rund 2.000 und fast 29.000 variiert; dass ihnen je betreuter Wohnung jährlich zwischen 5,2 Euro und 26,7 Euro zur Verfügung stehen.

Der umfangreiche Arbeitsauftrag führt dazu, dass die Einrichtungen selbst Schwerpunkte setzen, die von Erfordernissen und Möglichkeiten im Bezirk abhängen, und es kein einheitliches Tätigkeitsprofil gibt. In allen GB neu ist zwar die zentrale Aufgabe die Schlichtung von Mieterkonflikten, verbunden mit der Betreuung von MieterInnen und der in Zusammenhang damit erforderlichen Vernetzung mit anderen sozialen Institutionen, aber während manche Einrichtungen nur rund die Hälfte der personellen Ressourcen dafür aufwenden, sind bei anderen die MitarbeiterInnen fast ausschließlich damit beschäftigt. Die verbleibenden Kapazitäten etwa für die Durchführung von Projekten oder von Veranstaltungen sind daher unterschiedlich groß.

Darüber hinaus werden von den Stellen, mit denen sie primär zusammenarbeiten, unterschiedliche Anforderungen an die GB’s herangetragen. Es gibt einzelne GB neu, die mit von Wiener Wohnen (teilweise fälschlich) übermittelten Fällen “zugeschüttet” werden, und andere, die anscheinend von WW immer wieder boykottiert werden. Die Bezirkspolitik, der zweite wichtige Kooperationspartner, sucht in manchen Fällen die Zusammenarbeit mit der GB neu und bindet diese stark ein, in einzelnen anderen Bezirken sei die GB neu dagegen kaum akzeptiert.

Neben diesen Unterschieden bestehen allerdings auch viele Gemeinsamkeiten. Alle Einrichtungen sind mit denselben Problemen befasst, nämlich vorwiegend mit Nachbarschaftskonflikten, die um Lärmbelästigung kreisen und die mehrheitlich entlang den (sich teilweise überschneidenden) Linien ÖsterreicherInnen vs. MigrantInnen und Alt vs. Jung verlaufen. Das zentrale Arbeitsfeld ist die Konfliktbearbeitung, bei der häufig Techniken der Mediation angewendet werden.

Was die GB neu bzw. deren MitarbeiterInnen darüber hinaus stark eint, ist das ausgeprägte Gefühl einer ihnen entgegengebrachten Geringschätzung. Dies bezieht sich im Au&szlgi;enverhältnis v.a. auf die MA 25, Wiener Wohnen und die Bezirkspolitik, im Innenverhältnis auf den Dienstgeber. Den Trägern wird in erster Linie vorgeworfen, die klassische Gebietsbetreuung zu bevorzugen, weil sie selbst aus dem planerisch-technischen Bereich kämen.

Wenn man die zentrale Aufgabe der GB neu in der Betreuung der städtischen Wohnhausanlagen durch eine niederschwellige Anlaufstelle für die vielfältigen Anliegen der MieterInnen sieht, dann wird diese Anforderung von den bestehenden Einrichtungen trotz aller angesprochenen Probleme auch erfüllt. Die Wahrnehmung von darüber hinausgehenden Aufgaben erfolgt allerdings in sehr unterschiedlicher Intensität und mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen.