AKTUELLES

ANTON PELINKA

Wissenschaftlicher Leiter des IKF 1990-2012

Anton Pelinka leitete von 1990 bis 2012, also 22 Jahre lang, das außeruniversitäre Institut für Konfliktforschung in Wien. Er machte dies zuerst neben seiner Tätigkeit als Professor für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, später neben seiner Professur an der Central European University in Budapest. Dieses Mehrfachengagement wurzelte in seiner tiefen Überzeugung, dass Wissenschaft über den Elfenbeinturm hinauswirken müsse.

Für Anton Pelinka war der Konflikt das eigentliche Thema der Politik und somit der empirisch-kritischen Politikwissenschaft. Dort, wo Konflikte thematisiert oder ausgeblendet werden, wo sie auftreten, wo sie bearbeitet und entschieden werden, überall dort braucht es politikwissenschaftliche Analyse.

Anton Pelinka repräsentierte ein breites Politikverständnis. Sein „Politisches Alltagsverständnis“ umfasste Arenen wie den Staat, die Wirtschaft, die Zivilgesellschaft, den Arbeitsplatz, und ebenso privat-familiäre Lebensformen und Lebenswelten. Dieser Zugang prägte das sozialwissenschaftliche Profil des IKF. Nachhaltige Forschungsschwerpunkte wie Historische Sozialforschung, Partnergewalt/Gewalt im häuslichen Umfeld, sozioökonomische Konflikte und Wohnpolitik, Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Geschlechterforschung, Religion und Migration sowie Demokratieforschung entstanden während seiner Leitung.

Anton Pelinka hat über einen breiten Kanon an politischen Themen und politischen Räumen geforscht, geschrieben, gelehrt und öffentlich gesprochen. Seine internationale Forschungs- und Lehrtätigkeit, seine zahlreichen Reisen und Aufenthalte zwischen Indien und den USA, erlaubten es dem IKF, eine Art Sensor für neue Spannungen und Konflikte zu werden, diese in Forschungsprojekte zu übersetzen und an öffentlichen Debatten teilzunehmen.

Anton Pelinka war ein Demokrat; einer der an die Vielen dachte und zu ihnen und mit ihnen sprach; einer der Wahlen für die Demokratie als essentiell verstand, für den Demokratie aber stets mehr war als Wahlen, nämlich Institutionen, Regeln, Rechte, Verantwortung und Aushandlung.

Anton Pelinka war ein scharfer, gewissenhafter Kommunikator und Schreiber. Und er war ein begeisterter Buch-Leser. Besonders faszinierten ihn politische Biographien. Er selbst schrieb einige, wie Windstille. Klagen über Österreich (1985). Dieses Buch kann noch heute als eine inspirierende, auf die Problematik der Abwesenheit von Konflikt fokussierende Österreich-Biographie gelesen werden. Mit zahlreichen Konflikten nach 1985, wie dem Populismus und dem Rechtsnationalismus beschäftigte er sich streitbar. Seine politische Autobiographie Nach der Windstille (2009) gibt brillant formuliert, sozialwissenschaftlich analysiert und mit persönlichen Meinungen angereichert Einblicke in die Konflikte, die auf die vermeintliche Zeit der Insel der Seligen folgte.

Anton Pelinka hat das IKF geformt, in dem er sich um das Institut gekümmert hat, um Ressourcen und um die Mitarbeiter:innen. Er hat, und dies nicht nur am IKF, viele Wissenschafter:innen gefördert, indem er ihnen vertraute und viel zutraute, ihnen Türen öffnete, sie an nationalen wie internationalen Kontakten teilnehmen ließ.

Wir verabschieden uns mit großer Dankbarkeit für die wissenschaftliche Anleitung und Begleitung, für die persönlichen Gespräche und vielseitigen Unterstützungen, für die pointierte Analyse und Kommunikation der komplexen politischen Welt. Deine Werte, deine Gedanken, deine Sichtweisen, deine Bücher und Artikel, deine Kollegialität werden bleiben.

Für das IKF:
Sieglinde Rosenberger (Präsidentin des IKF)
Birgitt Haller (ehemalige wissenschaftliche Leiterin des IKF)
Karin Liebhart (Wissenschaftliche Leiterin des IKF)
 

Anton Pelinka


Dienstag, 11. November 2025, 18.30 Uhr – Haus der Geschichte Österreich
Was tun? Antisemitismus in der Schule
Präsentation von Handlungsempfehlungen und Diskussion

Link zu allen Infos und Anmeldung


 

Link zum Tagungsprogramm

 


Mag. Mag. Dr. Dr. Hubert Sickinger (1965-2025)

Mit großer Trauer haben wir erfahren, dass Mag. Mag. Dr. Dr. Hubert Sickinger, langjähriger Mitarbeiter des Instituts für Konfliktforschung, verstorben ist. Über zwei Jahrzehnte lang hat Hubert Sickinger als kritischer und engagierter Politikwissenschaftler und Rechtswissenschaftler das Forschungsprofil des IKF wesentlich mitgeprägt, insbesondere in den Bereichen Demokratiequalität, Demokratiereform, Politikfinanzierung und Korruption.

Wir erinnern uns an einen geschätzten Kollegen mit besonderem Engagement für Informationsfreiheit und Transparenz in der Politik.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden.

Zum Kondolenzbuch des Standard
Zum Beitrag des ORF


Neu erschienen:
Für den Blog von FriEnt – Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung hat Stefanie Mayer über Zusammenhänge zwischen Antifeminismus und autoritären Bestrebungen nachgedacht. Der englischsprachige Beitrag kann hier nachgelesen werden.


© Julia Koch-Bröderbauer

Das IKF freut sich über eine Spende des Vereins L’ART POUR L’ART, welche es im November 2024 für das Gewaltpräventionsprojekt #girlsCAN erhalten hat und bedankt sich für die gelungene und nette Zusammenarbeit mit Petra Stelzmüller im Jahr 2024 im Rahmen der Kunstinstallation „Undine kommt“, bei welcher Schülerinnen der MS Glasergasse einen Platz für ihre Messages und Forderungen erhalten haben. Ergebnisse dieser Aktion sowie der Projektarbeit von #girlsCAN finden sich hier.


Die im Projekt „Bürgerräte und andere neue Formen der Partizipation in der politischen Bildung (MANTA Mini-publics and other new forms of participation in civic education)“ erstellten Hintergrundinformationen, Lehr- und Lernunterlagen sind nun auf der MANTA-Website des Demokratiezentrum Wien abrufbar.


Das Institut für Konfliktforschung trauert um seinen Vizepräsidenten Prof. Dr. Manfried Welan (1937-2024)

Manfried Welan, Rechts- und Politikwissenschafter, ehemaliger Gemeinderat und dritter Landtagspräsident in Wien, widmete sein wissenschaftliches und gesellschaftspolitisches Interesse vor allem den Themen Verfassung, Demokratie, Republikanismus, Parlamentarismus, politisches System Österreichs und dessen Institutionen, sowie Umweltrecht und Umweltpolitik. Bei all seinen Tätigkeiten war Manfried Welan stets ein Brückenbauer zwischen unterschiedlichen ideologischen Einstellungen, wissenschaftlichen Disziplinen, Theorie und Praxis.

Dem Institut für Konfliktforschung war der ehemalige Rektor der Universität für Bodenkultur und Vorsitzende der österreichischen Rektorenkonferenz seit vielen Jahren als Vorstandsmitglied und Vizepräsident verbunden.

Der Vorstand und die Mitarbeiter:innen des IKF sind dankbar für Manfried Welans langjährige Begleitung der wissenschaftlichen Tätigkeit des Instituts, seinen stets umsichtigen Rat und seine vielfältigen inhaltlichen Anregungen und Unterstützungen. Seine tiefe humanistische Haltung, seine demokratische Überzeugung, seine Weisheit und sein Humor werden uns fehlen.

In dankbarer Erinnerung
 

Sieglinde Rosenberger
(Präsidentin)

Birgitt Haller
(ehem. wissenschaftl. Leiterin)

Karin Liebhart
(wissenschaftliche Leiterin)


Digitale Jugendarbeit im Kontext antifeministischer Narrative

In diesem Projekt entwickelt das IKF gemeinsam mit der Beratungsstelle für Extremismus Alternativen zu frauen- und queerfeindlichen Narrativen, die auf Social Media kursieren. Mit kurzen, aktuellen Video-Beiträgen tritt das Projekt Stereotypen und Vorurteilen entgegen. Das erste anlässlich des Pride Month erstellte Video sowie weitere Informationen finden sich hier.


Verpflichtungserklärung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen   (pdf zum Download)