
Projektleitung: | Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka | |
|
|
|
Durchführung: | Mag.a Helga Amesberger Mag.a Brigitte Halbmayr |
|
|
|
|
Finanzierung: | Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien | |
|
|
|
Fertigstellung: | März 2001 |
Neben der in westlichen Gesellschaften überwiegenden Familienform der klassischen Kernfamilien – bestehend aus Vater, Mutter und Kind/er – entstehen vermehrt neue Lebensformen. Zum einen ist eine Zunahme kinderloser Ehepaare/ Lebensgemeinschaften, zum anderen ein Anstieg der bewusst ledigen Mutterschaft zu verzeichnen. Der Werte- und Einstellungswandel führte auch zu höheren Scheidungsraten und somit zu einer Zunahme von Ein-Eltern-Familien. Die Ursachen für “Alleinelternschaft” sind also unterschiedlich, die sozioökonomische Situation von Alleinerzieherinnen ist aber vielfach gleich. So ist etwa die Armutsgefährdungsquote von Alleinerzieherinnen (trotz hoher Erwerbsquoten) dreimal so hoch wie in Haushalten mit zwei Elternteilen. Die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die unterschiedlichen Anforderungen von Kindern/ Kindesvater/ Familie an die Alleinerziehenden, finanzieller Druck, Wohnungsprobleme, Arbeitsbelastung, gesellschaftliche Stigmatisierungen u.v.m. führen vielfach zu Isolation und starker psychosozialer Belastung.
Die in Kooperation mit W.A.S./ Mag. Ruth Finder und dem IFA durchgeführte Untersuchung setzt sich aus drei Schwerpunkten zusammen. Neben einer allgemeinen Darstellung des statistischen Hintergrunds (W.A.S.) erfolgte eine quantitative Erhebung unter Wiener Alleinerzieherinnen (IFA), bei der die sozioökonomische Situation dieser Bevölkerungsgruppe näher beleuchtet wurde. Aufgabe des IKF war es, in qualitativen Interviews mit Alleinerzieherinnen und Expertinnen staatlicher und privater Einrichtungen die psychosoziale Situation zu erheben. Hierbei gingen wir den Aspekten der finanziellen Situation, der Erwerbstätigkeit, der Kinderbetreuung, der sozialen Kontakte und der Freizeitgestaltung ebenso nach wie der Frage, welche Aspekte des Alleinerziehens psychisch und/ oder körperlich belastend, aber auch befreiend sind. Weiters erörterten wir die Frage, welchen konkreten Unterstützungsbedarf Alleinerziehende für sich persönlich und für Alleinerzieherinnen im Allgemeinen sehen. Eine wesentliche Fragestellung ist schließlich auch, in welchem Ausmaß und auf welche Weise Familien-, Frauen- und Rollenbilder sowie die Umstände, die zur alleinigen Zuständigkeit für Kinder führten, die Bewältigung des Alltags beeinflussen.
Die Studienergebnisse verdeutlichten neuerlich, dass Alleinerzieherin nicht gleich Alleinerzieherin ist. Die Situation von Alleinerzieherinnen ist wesentlich durch verschiedenste Faktoren determiniert: Einkommen, Ausmaß der Berufstätigkeit, Beziehung zum Kindesvater, soziales Umfeld, Entstehungsgeschichte der Einelternschaft usw. Es konnten vier “Typen” von Alleinerzieherinnen herausgearbeitet werden. Beim Typus “Erwerbstätige” steht die gelungene Vereinbarkeit von Betreuungspflichten und Berufsleben im Vordergrund, während sich der Typus “Netzwerkerin” durch ein dichtes Netz sozialer Kontakte auszeichnet. Jenen, die den Typen “junge Erwerbstätige” und “Überbelastete” zugeordnet wurden, gelingt die Vereinbarkeit kaum. Die “jungen Erwerbstätigen” bewerkstelligen Berufstätigkeit auf Kosten der verfügbaren Zeit für Kinder, FreundInnen und sich selbst. Bei den “überbelasteten” Alleinerzieherinnen handelt es sich meist um junge, ledige, vergleichsweise niedrig qualifizierte Frauen, die in einem hohen Ausmaß von Transferleistungen (Karenzgeld, Notstands- bzw. Sozialhilfe) ihren Lebensunterhalt bestreiten.