
Projektteam: | Dr.in Birgitt Haller (Leitung) Valeria Zenz, MA Anna Hasenauer, BA |
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Finanzierung: | NEUSTART | |
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Fertigstellung: | Februar 2022 |
Zielgruppe der Studie waren Personen, die als Opfer an einem Tatausgleich teilnahmen. Untersucht wurden ihre Erfahrungen in diesem Prozess und ihre Zufriedenheit mit dem Ergebnis sowie mit der durchführenden Organisation NEUSTART. Der ursprünglich für die Evaluierung anberaumte Zeitrahmen von einem Jahr musste aufgrund von COVID-19 verlängert werden, weshalb schließlich Tatausgleiche aus den Jahren 2019 bis 2021 einbezogen wurden. Der Fragebogen war weitgehend identisch mit demjenigen, der bereits 2001 für die Studie „Kundenzufriedenheitsanalyse der Geschädigten im Außergerichtlichen Tatausgleich“ (Altweger/Hitzl 2001) entwickelt wurde, um mögliche Veränderungen zu erfassen. Es konnten 345 Fragebögen aus ganz Österreich ausgewertet werden.
Vier inhaltliche Kategorien strukturieren die Untersuchung. Auf Fragen zu den organisatorischen Rahmenbedingungen folgte eine Analyse der Eindrücke der Antwortenden von den Mitarbeiter:innen bei NEUSTART, wobei vor allem darauf geachtet wurde, ob ein positiver bzw. negativer Ausgang des Tatausgleichs Auswirkungen auf diese Einschätzungen hat. Der daran anschließende Blick auf den Ablauf des Tatausgleichs berücksichtigte insbesondere Konflikttyp und Geschlecht. Schließlich standen die Ergebnisse der Tatausgleiche im Fokus und wie die befragten Personen ihre bei NEUSTART gemachten Erfahrungen einschätzten.
Allgemein zeichnet die aktuelle Analyse ein sehr erfreuliches Bild. In Bezug auf fast alle Fragen konnte eine allgemeine Zustimmung von über 70 Prozent festgestellt werden, vor allem mit Blick auf die Leistungen und das Verhalten der Mitarbeiter:innen zeigte sich ein Großteil der Respondent:innen sehr zufrieden, dasselbe gilt für Abläufe und organisatorische Aspekte. In den meisten Fällen gaben weniger als zehn Prozent an, einer positiven Aussage nicht zustimmen zu können oder mit einem Aspekt des Tatausgleichs unzufrieden zu sein. Die Analyse nach Konflikttypen ergab hierbei, dass sich vor allem Opfer von Nachbarschaftskonflikten mit dem Tatausgleich unzufrieden zeigen, was einer genaueren Untersuchung unterzogen werden sollte. Besonders zufrieden sind Personen, welche in Familienkonflikte oder Konflikte am Arbeitsplatz verwickelt waren ebenso wie Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen – die zahlenmäßig größte Gruppe. Die Ergebnisse bei diesem Typus zeigen, dass die befragten Opfer beinahe alle Aussagen positiver als andere bewerteten. Vor allem in Bezug auf die vollkommene Zustimmung sind hier überdurchschnittlich hohe Anteile zu verzeichnen. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Vorstudie haben sich die Ergebnisse in dieser Gruppe signifikant verbessert.
Weder Bundesland noch Alter schienen in den meisten Fällen einen starken Einfluss auf die Zufriedenheit mit den Tatausgleichen zu nehmen. Die Variable Geschlecht zeigte vor allem in Bezug auf die Gefühlslagen der Respondent:innen Auswirkungen, Frauen gaben häufiger als Männer an, während der Gespräche des Tatausgleichs negative Emotionen empfunden zu haben.
Der Vergleich mit den Ergebnissen der Vorgängerstudie zeigte in vielerlei Hinsicht ein unverändert positives bzw. sogar ein verbessertes Ergebnis. Dies deutet auf eine sehr konstante zufriedenstellende Durchführung von Tatausgleichen durch NEUSTART hin. Unterschiede zwischen den beiden Studien konnten vor allem in Bezug auf die Detailantworten der Geschlechter gefunden werden, insbesondere scheint das Vertrauen in den Tatausgleich unter Frauen in den vergangenen 20 Jahren leicht gesunken zu sein. Frauen stehen der Idee eines erneuten Sich-Einlassens auf einen Tatausgleich heute etwas kritischer gegenüber als in der Vorgängerstudie. Eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Ergebnis wäre wünschenswert, zumal der Anteil an Frauen, die als Opfer an einem Tatausgleich teilnehmen, stets höher ist als derjenige an Männern. Dennoch muss auch hier betont werden, dass die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung ein allgemein sehr positives Bild widerspiegeln, welches von großem Vertrauen in und Zufriedenheit mit NEUSTART geprägt ist.