2019: Gewalt von Söhnen und Töchtern gegen Eltern


Projektleitung: Dr.in Birgitt Haller


Durchführung: Dr.in Birgitt Haller
Valeria Zenz, MA

unter Mitarbeit von:
Dr.in Helga Amesberger
Petra Frischenschlager MSc (WU) Bakk. rer. soc. oec. BA



Finanzierung: Bundeskanzleramt, Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend


Fertigstellung: Dezember 2019


Projektbericht zum Download


Ziel der Pilotstudie war, intergenerationelle Gewalt erstmalig aus einer wissenschaftlichen Perspektive zu beleuchten. Dafür wurden sämtliche Akten der Opferschutzeinrichtungen in den Bundesländern Burgenland (23 Vorfälle) und Vorarlberg (19 Vorfälle) aus dem Jahr 2018 statistisch ausgewertet. Insgesamt wurden 62 Opfer (43 Mütter und 19 Väter) von 47 Söhnen und vier Töchtern gefährdet. Die Rahmendaten der beiden Untersuchungsregionen entsprechen in etwa der Situation in anderen Bundesländern, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die wesentlichen Ergebnisse übertragbar sind.

Die Akten wurden in Hinblick auf verschiedenste Fragestellungen analysiert. So wurden die soziodemographischen Daten (Alter, Geschlecht und Herkunft) der gefährdeten Personen ebenso wie der GefährderInnen untersucht und darüber hinaus etwa die Familienkonstellationen, die Tatcharakteristika und die längerfristigen Konsequenzen wie die Beantragung von einstweiligen Verfügungen durch die Betroffenen oder die strafrechtliche Verfolgung.

Bis auf vier SelbstmelderInnen in Vorarlberg kamen alle KlientInnen nach einem Betretungsverbot zum Gewaltschutzzentrum bzw. zur Gewaltschutzstelle. Allerdings erfolgte nur nach 14 Prozent der Betretungsverbote ein persönliches Treffen mit der Opferschutzeinrichtung. Die übrigen Opfer wiesen mehrheitlich entweder die angebotene Unterstützung zurück oder konnten nicht erreicht werden.

In der “typischen” Konstellation, in der intergenerationelle Gewalt stattfindet, ist die gefährdete Person weiblich, Mitte fünfzig und österreichische Staatsbürgerin ohne Migrationshintergrund, und lebt mit ihrem Sohn, Mitte bis Ende zwanzig und ohne Beschäftigung, in einem gemeinsamen Haushalt. Die GefährderInnen sind oftmals suchtmittelabhängig und leiden an einer psychischen Erkrankung.

Die Gewalthandlungen gegen Mütter bzw. Väter ähneln einander, so waren etwa jede bzw. jeder vierte körperlicher Gewalt ausgesetzt. Wenn Waffen verwendet wurden, waren zwar Mütter häufiger betroffen, die Angriffe auf die Väter waren aber brutaler. Die vier Töchter gefährdeten ihre Mutter, Söhne hingegen bedrohten häufig mehrere Personen gleichzeitig, vor allem beide Elternteile, aber auch andere Verwandte sowie weitere Anwesende.