
Projektteam: | Dr.in Birgitt Haller (Leitung) Valeria Zenz, MA |
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Finanzierung: | Fonds Gesundes Österreich über Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, AÖF | |
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Fertigstellung: | Dezember 2021 |
Ein Evaluationsteam begleitete das Pilotprojekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“, das in Margareten, dem 5. Wiener Gemeindebezirk, vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser – AÖF implementiert wurde, von dessen Start am 1. Januar 2019 an bis zum November 2021. Das in Deutschland entwickelte Konzept von „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“1 sieht vor, dass Bewohner:innen eines Stadtteils bzw. einer Nachbarschaft durch Expert:innen für die Wahrnehmung von Gewalt sensibilisiert und dadurch ermächtigt werden, gegen häusliche Gewalt vorzugehen.
Das Pilotprojekt hat in dreijähriger Entwicklungsarbeit verschiedene Handlungsschritte implementiert, beginnend mit Projektorganisation und -finanzierung über Durchführung einer Sozialraumanalyse und aktivierenden Befragungen im Grätzl ebenso wie dem Aufbau von nachbarschaftlichen Netzwerken. Das Herzstück von StoP ist die Etablierung von sogenannten Frauen- und Männertischen, also Gruppen von engagierten Nachbar:innen, die sich regelmäßig treffen, um sich Wissen über Partnerschaftsgewalt anzueignen, aber auch Reaktionsmöglichkeiten zu erproben, und schließlich selbst gegen Gewalt aktiv zu werden und andere dabei zu unterstützen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Stärkung von Zivilcourage. Für das Gemeinwesenprojekt ist dabei wichtig, lokale Netzwerke auszubauen und die Bewohner:innen ebenso wie im Bezirk ansässige Vereine und Betriebe/Unternehmen einzubeziehen.
Die Etablierung der „Tische“ wurde durch mehrfache Lockdowns stark erschwert, aber spätestens im Sommer 2020 hatte sich am Frauentisch eine „Stammbesetzung“ zusammengefunden. Die Frauen entwickelten und führten verschiedene Aktivitäten durch, mit denen das Projekt in der Nachbarschaft besser bekanntgemacht wurde, waren darüber hinaus aber auch bereit, einer größeren Öffentlichkeit das Anliegen des Projekts näherzubringen, indem sie etwa in TV-Dokumentationen und Radiosendungen auftraten. Die Verankerung des Männertisches gestaltete sich deutlich schwieriger, zwar waren die teilnehmenden Männer hoch motiviert und konzipierten mehrere nachhaltige Projekte, das zentrale Problem war aber die geringe Resonanz in der Nachbarschaft. Das unterschiedlich starke Interesse lässt sich sicherlich unter anderem aus dem Maß der Betroffenheit heraus erklären: Die Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit ist vordergründig für Frauen bedeutsamer als für Männer. (Das IKF wird in einem Folgeprojekt den Aufbau von zwei weiteren Männertischen in Wien bis Ende 2023 evaluieren.)
Bereits 2020 gab es mehrfach Anfragen von Wiener Bezirksvorsteher:innen sowie aus einzelnen Bundesländern beim AÖF, ob und wie man das Projekt übernehmen könne, zum Erfolgsmodell wurde das Pilotprojekt spätestens 2021, was sich einerseits in einer hohen Medienpräsenz widerspiegelte sowie andererseits in der – wohl in Zusammenhang damit stehenden – Zusage des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz im Juni 2021, das Ausrollen von StoP auf das gesamte Bundesgebiet zu fördern.
1 Stövesand, Sabine (2014). Stadtteile ohne Partnergewalt – Konzept und Umsetzung. https://stop-partnergewalt.org/