2005: Stimmungsbild – Erhebung von Problem- und Bedürfnislagen der niederösterreichischen Gemeinden in Bezug auf Integration


Projektleitung: Dr.in Brigitte Halbmayr


Durchführung: Mag. a Karin Bischof
Dr.in Brigitte Halbmayr
Mag.a Barbara Liegl


Finanzierung: Landesakademie Niederösterreich


Fertigstellung:  Februar 2005


Zentrale Aufgabenstellung des Projekts war die Einschätzung der aktuellen Situation in Niederösterreich in Bezug auf integrationsspezifische Bedürfnis- und Problemlagen und die Ortung von Handlungsbedarf seitens der Gemeinden sowie deren Unterstützungswünsche an die Landesregierung. Mittels eines Fragebogens wurden die diesbezüglichen Angaben der niederösterreichischen Gemeinden erhoben. Der Fragebogen wurde an die BürgermeisterInnen aller 573 Gemeinden übermittelt, der Rücklauf betrug 43 Prozent, wobei die Angaben größtenteils von BürgermeisterInnen, VizebürgermeisterInnen, StadträtInnen oder leitenden GemeindebeamtInnen stammen.

Die Hauptergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

Die Bewertung des Status quo in Bezug auf die Integration von Zugewanderten durch die RespondentInnen aus den Gemeinden fällt je nach Bereich relativ unterschiedlich aus. Am besten schneidet dabei der Kindergartenbereich ab. Am schlechtesten wird hingegen der Bereich “kulturelles Leben in der Gemeinde” beurteilt, gefolgt von Arbeitsmarkt, Jugend und Wohnen. Eine positive Beurteilung der Integration geht dennoch oftmals mit dem Wunsch einher, Verbesserungsmaßnahmen zu ergreifen. Insgesamt sehen 60 Prozent der Befragten (das sind 150 Gemeinden) Handlungsbedarf in mindestens einem und bis zu fünf Bereichen. Am häufigsten wird der Wunsch nach Verbesserung für die Bereiche Sprache und Arbeitsmarkt gesehen, gefolgt von Schule/Jugend/Kindergarten.

Auch Konflikte treten – analog zur Feststellung von Handlungsbedarf – laut den Angaben der RespondentInnen häufiger in Gemeinden mit höherem ausländischen Bevölkerungsanteil auf, speziell dann, wenn eine mit der islamischen Religion in Verbindung gebrachte migrantische Minderheit die größte Gruppe bildet. Gruppen, für die sich die Integration schwieriger darstellt als für andere, werden am ehesten nach nationalen, religiösen und geschlechtsspezifischen Kriterien sowie nach Sprachkenntnissen und Qualifikation definiert. Unterstützungsbedarf wird am häufigsten für Kinder/Jugendliche und Frauen bzw. nach der Herkunft aus einem klassischen Ursprungsland für Immigration nach Österreich definiert.

Die Erhebung spiegelt auch die Unterschiede im Integrationsverständnis der einzelnen Befragten wider. Ein Großteil von ihnen vertritt ein konfliktvermeidendes (35 Prozent) oder assimilatorisches (29 Prozent) Integrationsverständnis und erachtet für eine gelungene Integration als besonders wichtig, “dass sich Zugewanderte an die hier vorherrschenden Sitten und Gebräuche anpassen” bzw. “dass es keine Konflikte und Auseinandersetzungen zwischen Zugewanderten und Einheimischen gibt”.

Die Ursachen für Probleme und Konflikte im Zusammenleben zwischen Zugewanderten und Einheimischen werden am häufigsten in ungenügenden Voraussetzungen bzw. einem Fehlverhalten seitens der MigrantInnen gesehen (die Hälfte der Nennungen bezieht sich darauf), gefolgt von “Anderssein” und strukturellen Faktoren. Daraus lässt sich folgern, dass die Verantwortung für Probleme und Konflikte primär bei den MigrantInnen gesehen wird.

Gleichzeitig werden aber als Interventionen hauptsächlich solche im strukturellen Bereich bzw. interkulturelle Aktivitäten befürwortet. 30 Prozent der befragten Gemeinden äußern mindestens einen Wunsch nach konkreter Unterstützung und Hilfe durch das Land Niederösterreich. Ebenso viele geben an, dass es in der Vergangenheit oder aktuell bereits Versuche gegeben hat/gibt, die Integration von MigrantInnen zu verbessern. Dabei beziehen sich die Unterstützungswünsche vorwiegend auf den Bereich der Sprachkenntnisse.

Die Integration am Arbeitsmarkt wird in allen Interpretationsfeldern als Problem gesehen. Beim geäußerten Handlungsbedarf liegt der Bereich Arbeitsmarkt an zweiter Stelle, auch wird die Arbeitssuche als dritthäufigstes Konfliktfeld genannt. Um so bemerkenswerter ist es daher, dass hier keine direkte Unterstützung von Seiten des Landes gefordert bzw. erwartet wird. Eine mögliche Interpretation dazu ist, dass das Land hier nicht als kompetente Anlaufstelle gesehen wird.