2018: “Verunsicherung im Wohnumfeld”


Projektleitung: Dr.in Birgitt Haller


Durchführung: Mag.a Dr.in Helga Amesberger
Dr.in Birgitt Haller
Justina Kaiser, MA


Finanzierung: Stadt Wien – Wiener Wohnen


Fertigstellung: Februar 2018


Ziel der Untersuchung war eine Analyse der wechselseitigen Beeinflussung von Alltagserfahrungen von GemeindebaubewohnerInnen, vor allem im Wohnumfeld, und deren Wahrnehmung von gesellschaftlichen Entwicklungen und Problemen. Insgesamt gaben uns zwanzig BewohnerInnen von Gemeindebauten aus verschiedenen Bezirken Wiens in ausführlichen qualitativen Interviews Auskunft.

Über Fragen vor allem nach dem Sicherheitsgefühl im Wohnbereich erhoben wir Wohnzufriedenheit, Konflikte im Zusammenleben und Einschätzungen der (partei-)politischen Verursachung von Problembereichen im Wiener Gemeindebau. Der Bericht geht daher zunächst auf Wohnerfahrungen ein und in der Folge auf Einschätzungen der Befragten betreffend gesellschaftspolitische Themen und politische Verantwortlichkeiten.

Viele GesprächspartnerInnen sind mit ihrer Wohnsituation zufrieden, das heißt konkret meist: mit der eigenen Wohnung, in der einige bereits seit mehr als vierzig Jahren leben. Aber niemand ist stolz darauf, in einem Gemeindebau zu wohnen, einzelne betonen, das sei früher allerdings anders gewesen. Alles hat sich geändert wegen des Zuzugs von sozial Schwachen, von Alkoholkranken und insbesondere durch die Öffnung des Gemeindebaus für “die Ausländer”. Für 18 von zwanzig Befragten sind “die Ausländer” das zentrale Problem, und fast drei Viertel davon sind überzeugt, diese würden gegenüber den ÖsterreicherInnen bevorzugt.

Dieser verzerrte Blick auf MigrantInnen im Allgemeinen bzw. auf MieterInnen mit Migrationshintergrund ist vom Diskurs der Privilegierung und der ungerechtfertigten Inanspruchnahme von Sozialleistungen durch “Ausländer” beeinflusst, den in erster Linie die derzeitige Regierung und die (Boulevard-)Medien führen. So deklarierte sich auch die Mehrheit der Befragten als FPÖ-WählerInnen, viele von ihnen wählten früher die SPÖ.

Die politische Verantwortung für die wahrgenommenen Ungerechtigkeiten und Missstände sahen die Befragten beim Bürgermeister und bei “den Roten”, im Bereich der Stadtplanung allerdings teilweise stärker bei den Grünen bzw. in ganz besonderem Maße der grünen Vizebürgermeisterin.