2008: Evaluation der Gebietsbetreuung für den Bereich städtische Wohnhausanlagen


Projektleitung: Dr.in Birgitt Haller


Durchführung: Dr.in Birgitt Haller
Dr.in Helga Amesberger
Dr.in Evelyn Dawid


Finanzierung: Amt der Wiener Landesregierung, MA 50


Fertigstellung: Dezember 2008


Ziel der Evaluierungsstudie war es, die GB Städtische Wohnhausanlagen/ GBwohn zu untersuchen, um Probleme, die sich möglicherweise aus der mit Jahresbeginn 2007 erfolgten Umstrukturierung ergeben (haben), rechtzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Die Untersuchung basiert auf Interviews, die in allen neun Einrichtungen mit Auftragnehmern für die GBwohn und deren MitarbeiterInnen sowie mit einzelnen VertreterInnen der Stadt Wien als Auftraggeber durchgeführt wurden. Thematisiert wurden die Strukturen und Aufgaben der GBwohn, in den Einrichtungen weiters Erfahrungen mit den Auftraggebern und verschiedenen Kooperationspartnern, Einschätzungen zu den einzelnen Tätigkeitsbereichen sowie die Arbeitssituation der MitarbeiterInnen in den GBwohn.

Die wesentlichen Veränderungen seit Jahresbeginn 2007 sind die Entflechtung der klassischen Gebietsbetreuung, jetzt GBstern, und der GBwohn, verbunden mit einer deutlichen Mittelaufstockung für die GBwohn, einer Reduktion und Anpassung der Betreuungsgebiete der Gebietsbetreuung an die Verwaltungsgebiete von Wiener Wohnen, und verschiedenen neuen Vorgaben auf der inhaltlichen und der organisatorischen Ebene. Die zu den Veränderungen befragten GesprächspartnerInnen (ausschließlich Personen, die Erfahrungen mit der GBneu hatten) bewerteten trotz einzelner Kritikpunkte die Umstrukturierung als Erfolg – eine größere Eigenständigkeit der GBwohn gehe Hand in Hand mit ihrer höheren Wertschätzung.

Kooperationspartner der GBwohn sind in erster Linie Wiener Wohnen, weiters die Bezirkspolitik sowie vielfältige öffentliche und private Einrichtungen. Insbesondere zu Wiener Wohnen haben sich die Arbeitsbeziehungen im Vergleich zu 2004 deutlich verbessert, obwohl einzelne schon damals angesprochene Probleme weiterhin bestehen (ablehnende Haltung von Wiener Wohnen gegenüber einem Wohnungstausch, zu kurzfristige Information über Delogierungen). Die Tatsache, dass sich laut Jahresbericht 2007 45 Prozent aller allgemeinen Beratungen der GBwohn auf Wiener Wohnen beziehen, verweist allerdings nach wie vor auf Schwächen in der Informationspolitik dieser Einrichtung. BezirkspolitikerInnen werden in den GBwohn als wichtige PartnerInnen gesehen, allerdings sei deren Engagement sehr unterschiedlich und es bestehe immer die Gefahr der Vereinnahmung. Untereinander kooperieren die GBwohn kaum, die Vernetzung beschränkt sich weitgehend auf die (als wichtig empfundenen) Jours fixes; das Hauptargument dafür ist die fehlende Zeit. Eine Zusammenarbeit mit der Gebietsbetreuung Stadterneuerung erfolgt fast ausschließlich dann, wenn beide Einrichtungen in einem Auftragsgebiet denselben Träger haben – und in diesen Fällen werden die Synergieeffekte hoch bewertet.

Detailliert nachgefragt wurde zu den zentralen Tätigkeitsbereichen. Die Konfliktvermittlung betreffend sei oft schwierig festzustellen, ob der Auslöser eines Konflikts eine tatsächliche Lärmbelästigung (der häufigste Anlass für Beschwerden) sei, oder ob damit latenter Rassismus bemäntelt werde. Die GB könne aber immer nur den Lärm als Problem behandeln, auch wenn dieser nur ein Vorwand sei. Im Übrigen würden auch MitarbeiterInnen der Gebietsbetreuungen gelegentlich mit Rassismus konfrontiert. Der Gemeinwesenarbeit kommt aus Sicht vieler Befragter vor allem wegen Personalmangels ein zu geringer Stellenwert zu. Das sei nicht zuletzt deshalb ein Fehler, weil nur dieses Tütigkeitsfeld präventive und nachhaltige Wirkungen entfalte. Allerdings werden von den meisten Einrichtungen viele Projekte und Veranstaltungen durchgeführt, die als Gemeinwesenarbeit zu klassifizieren sind. Ein neuer Schwerpunkt schließlich, der seit 2007 forciert wird, ist die Arbeit mit den Mieterbeiräten: Die Kooperation mit ihnen bringe im Regelfall Vorteile für die GBwohn, weil die Beiräte etwa als Informationsvermittler, Beschwerdestelle für die MieterInnen und MultiplikatorInnen in verschiedene Richtungen fungierten.