Projektleitung: | Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka | |
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Durchführung: | Dr. Birgitt Haller Mag. Barbara Liegl unter Mitarbeit von DI Lilli Licka |
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Finanzierung: | Stadt Wien – Magistratsdirektion | |
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Fertigstellung: | Juni 2000 |
95 Prozent der 500 PassantInnen, die für diese Erhebung zwischen Januar und April 2000 an sieben verschiedenen U-Bahnstationen persönlich befragt wurden, fühlen sich in Wien sehr oder eher sicher, wobei erstere Einschätzung überwog. Das Sicherheitsgefühl an den einzelnen U-Bahnstationen divergierte zwar jeweils deutlich, unterschied sich insgesamt aber kaum von der Einschätzung das Stadtgebiet betreffend: 93 Prozent der PassantInnen gaben auch bei dieser Frage an, sich sehr bis eher sicher zu fühlen. Etwas unter diesen Werten liegt das Sicherheitsgefühl einer Kontrollgruppe von 70 Personen, die an “neutralen” Orten mittels eines Fragebogens befragt wurde. Zwar fühlten sich auch unter ihnen 94 Prozent in der Stadt und 83 Prozent in den U-Bahnen sehr bis eher sicher, aber in dieser Stichprobe überwiegt die Gruppe der “eher Sicheren” gegenüber derjenigen der “sehr Sicheren”. Als signifikanter Einflussfaktor für das Sicherheitsempfinden erwies sich die Geschlechtszugehörigkeit, ausschließlich Frauen fühlten sich im Stadtgebiet bzw. in den U-Bahnen sehr unsicher. Es waren auch vornehmlich weibliche Befragte, die angaben, manche Stationen nachts oder teilweise am Abend zu meiden. Das Alter spielte eine untergeordnete Rolle für das Sicherheitsgefühl, aber insbesondere die 60- bis 69-Jährigen fühlten sich relativ häufig unsicherer. Positiv auf das Sicherheitsempfinden wirkte sich die häufige bzw. regelmäßige Nutzung einer Passage aus. Ebenso fühlten sich die PassantInnen in den Passagen selbst ein wenig unsicherer als auf den Bahnsteigen.
Deutlich wurde, dass die zentrale Ursache für Unsicherheitsgefühle nicht bei Kriminalitätsängsten oder erfahrungen liegt, sondern in der als störend empfundenen Präsenz von Randgruppen wie insbesondere Alkohol- und Drogenabhängigen, aber auch Obdachlosen, Jugendlichen oder “Ausländern”. Negative Gefühle werden bereits durch deren “Sichtbarkeit” erzeugt, seltener auch dadurch, daß man angepöbelt oder angebettelt wird. Diese Personengruppen werden als unangenehm wahrgenommen, weil durch sie die von der Gesellschaft postulierten Verhaltensregeln im (halb)öffentlichen Raum verletzt werden bzw. die PassantInnen mit einer Realität konfrontiert werden, mit der sie sich nicht auseinandersetzen wollen und die ihnen ein Gefühl von Hilflosigkeit vermittelt. Gerade dieser Aspekt des Sicherheitsempfindens scheint von Faktoren wie Bildung, Status und persönlichen Einstellungen beeinflusst zu sein.
Darüber hinaus kommt den baulichen und gestalterischen Rahmenbedingungen sowie der Pflege und Instandhaltung der U-Bahnpassagen große Bedeutung für das Sicherheitsgefühl zu. Überschaubarkeit/Einsehbarkeit, ausreichende Orientierungsmöglichkeiten, Belebtheit und gute Beleuchtung ermöglichen persönliche und soziale Kontrolle, die das Sicherheitsgefühl verstärken und gleichzeitig die Gelegenheiten für potentielle TäterInnen minimieren.
Maßnahmen der Stadtverwaltung zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls im Bereich der U-Bahnen sollten an zwei Punkten ansetzen: einmal bei der Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Ziel, das Image der U-Bahnen zu heben, und zum anderen auf der baulichen/gestalterischen Ebene. Mit einer Imagekampagne sollte betont werden, wie sicher die Wiener U-Bahnen in Hinblick auf ihre Kriminalitätsbelastung sind. Parallel dazu müsste um mehr Verständnis für Randgruppen geworben werden, um sie damit weniger bedrohlich erscheinen zu lassen. Auf der zweiten Ebene, der baulich/gestalterischen, wären die Möglichkeiten des Ausbaus einer bestehenden Station zu einer “Vorzeigestation” zu prüfen, mit der durch entsprechende PR-Maßnahmen auch wiederum das Thema “sichere Stadt” ins Bewusstsein gerückt werden könnte.