
Projektleitung: | Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka | |
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Durchführung: | Dr.in Birgitt Haller Mag.a Karin Stögner |
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Finanzierung: | Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Sektion V MA 57 / Frauenbüro der Stadt Wien |
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Fertigstellung: | April 2004 | |
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Das Forschungsprojekt umfasste zwei Teile: Zum einen erfolgte im November/Dezember 2003 eine Literaturrecherche im Internet, in deren Rahmen Daten zu schulischer Gewalt sowie nationale und internationale Modelle/Aktivitäten erhoben wurden, die als Maßnahmen gegen Gewalt in der Schule bzw. generell zur Förderung der Sensibilisierung gegenüber Gewalt entwickelt und erprobt wurden. Das Spektrum dieser Maßnahmen reicht von (Peer-)Mediation über Schulentwicklungsprozesse und der Aufstellung von Schulregeln bis zu spezifischen Anti-Gewalt-Programmen. Konkrete Projektbeschreibungen bzw. Evaluierungen, die detailliert auf Rahmenbedingungen, Erfolge und Probleme eingehen, waren allerdings nur in wenigen Fällen zu finden.
Im Anschluss an die Literaturrecherche wurden Interviews mit ExpertInnen aus dem Raum Wien zum Thema Gewalt in der Schule durchgeführt. Im Mittelpunkt des Interesses standen dabei Wahrnehmungen zur Gewaltentwicklung und zu geschlechtsspezifischen Unterschieden, sowie Erfahrungen mit verschiedenen Modellen der Gewaltprävention und der Umgang mit Gewalt in der Schule durch die Familie.
Die Mehrzahl der InterviewpartnerInnen vertrat die Ansicht, dass Gewalt unter Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahrzehnten nicht zugenommen habe, aber gleichzeitig wurde festgestellt, dass Gewalthandlungen brutaler geworden seien. Körperliche Gewalt sei allerdings in erster Linie bei Jüngeren zu beobachten; ab dem Alter von 14, 15 Jahren würde die Gewalt dann subtiler. Alle GesprächspartnerInnen stellten geschlechtsspezifische Unterschiede im Gewaltverhalten fest. So würden Mädchen etwa deutlich seltener als Burschen körperliche Gewalt anwenden und dies v.a. zu ihrer Verteidigung. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass von Mädchen ausgeübte Gewalt subtiler und weniger sichtbar sei, was dazu führen könne, dass ihre Probleme nicht erkannt würden und ihnen daher seltener Unterstützung angeboten werde.
Als Hintergründe von Gewalt wurden eine durchgängige “Alltagsverrohung”, eine kinderfeindliche soziale Umwelt, hilfloses und inkonsequentes Erziehungsverhalten, die verharmlosende Darstellung von Gewalt in den Medien, aber auch die Zunahme von sozialen Problemen, die Druck erzeugten, genannt. Häufig wurde in diesem Zusammenhang auch die Rolle der Schule, v.a. wegen der häufigen Disziplinierung durch Notendruck, problematisiert bzw. personale Gewalt durch LehrerInnen angesprochen. Dabei komme es insbesondere zu psychischen Misshandlungen, wobei vielen Lehrkräften ihr Verhalten nicht bewusst sei. Auch übergriffige, sexuell konnotierte Äußerungen von Lehrern und das “Begrabschen” von Mädchen wurden mehrfach berichtet. Gewalt von SchülerInnen gegen LehrerInnen beschränke sich den Beobachtungen der InterviewpartnerInnen zufolge auf verbale und psychische Gewalt, diese habe allerdings zugenommen.
Die Ergebnisse der ExpertInneninterviews verweisen darauf, dass Gewalt in der Schule durchaus ernst zu nehmen ist – und zwar in beiden Aspekten: als Gewalt von Seiten von Kindern und Jugendlichen sowie als Gewalt von Lehrpersonen bzw. als institutionelle Gewalt seitens der Schule.