2013: Bewusstseinsregion Mauthausen – Gusen – St. Georgen. Raum des Gedenkens und des Lernens


Projektleitung: PD Dr. Alfred Zauner


Durchführung: PD Dr. Alfred Zauner (Selbständiger Organisationsberater)
Mag.a Dr.in Brigitte Halbmayr (IKF, Projektmanagement)
Dr. Paul Mahringer (BDA-Fachberatung)
Mag. Peter Menasse (Medienberatung)
Mag. Michael Patak (BG Neuwaldegg, Moderation)
unter Mitarbeit von Dr.in Martina Handler und DIin Lisa Purker (ÖGUT)


Finanzierung: Zukunftsfonds der Republik Österreich
Nationalfonds der Repbulik Österreich
Land Oberösterreich
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Abt. IV/3


Fertigstellung: Dezember 2013


Die Region Mauthausen – Gusen – St. Georgen ist geprägt von den Spuren der Vergangenheit, die manchmal mehr, manchmal weniger deutlich zum Vorschein treten. Das Projekt der Bewusstseinsregion greift den Wunsch nach einem zukunftsorientierten und Nutzen stiftenden Umgang mit der belastenden Vergangenheit auf. Die Bewohnerinnen und Bewohner waren eingeladen, an der Gestaltung ihrer Region mitzuwirken. Dafür kamen neue Formen der politischen Beteiligung und politischen Bildung zum Einsatz, die es den Menschen vor Ort in Zukunft ermöglichen sollen, sich selbstbewusst zur engeren Heimat bekennen zu können, ohne sich von den negativen geschichtlichen Fakten distanzieren zu müssen. Die Trennung von Vergangenheit und Gegenwart wird in einem nach vorne gewandten Konzept aufgehoben.

Im Kern ging es im Projekt Bewusstseinsregion darum, für die Region Mauthausen – Gusen – St. Georgen eine Zukunftsperspektive zu entwickeln, die von der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger mitgetragen und mit Leben erfüllt wird.

Die Projektaktivitäten beruhten auf zwei Säulen, die beide der Mitbestimmung und Mitgestaltung dienten. Die erste Säule sah eine Reihe von Kreativ-Workshops (Fokusgruppen) mit Menschen vor, die der Region verbunden sind und fachliches Wissen unterschiedlicher Art einbringen können. In sechs Fokusgruppen (FG 1: Wissenschaft, Kunst und Kultur; FG 2: Regionalentwicklung, FG 3: Wirtschaft; FG 4: Weggezogene; FG 5: Gedenkinitiativen; FG 6: Ideenreflexion) entwickelten die eingeladenen Personen Ideen für die zukünftige Entwicklung der Region.

Die zweite Säule stellten Einbeziehungsforen dar, wie sie in der politischen Kultur in Vorarlberg schon seit geraumer Zeit einen fixen Platz gewonnen haben: die sogenannten BürgerInnenräte, hier Ideenwerkstätten genannt. Dazu wurden dreimal ein Dutzend BewohnerInnen der drei Orte per Zufallsstichprobe ausgewählt. Unter Leitung von professionellen Moderatorinnen (ÖGUT) tauschten sie sich über die Ist-Situation in der Region aus. Es ging um ihre Wahrnehmungen, Ärgernisse, Erwartungen, Enttäuschungen und Hoffnungen in Bezug auf ihren Lebensbereich. Zuhören, gehört werden und Ideen entwickeln stand im Mittelpunkt dieser drei Wochenenden (jeweils eineinhalb Tage). Gemeinsam formulierten die Teilnehmenden Wünsche, Anliegen, Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für ihre Region. Auf einem “Marktplatz der Ideen” wurden die Ergebnisse der drei Ideenwerkstätten zusammengeführt und mit den engagierten BürgerInnen noch einmal fokussiert. Am 26. April 2013 fand eine öffentliche Präsentation aller Projektarbeitsschritte und insbesondere der Ergebnisse der Ideenfindungsforen im gut gefüllten Donausaal Mauthausen mit zahlreichem interessiertem Publikum statt.

Im Endbericht zu dieser Projektphase, die der Ideenentwicklung für die Zukunft der Region gewidmet war, sind die vielfältigen Ideen unter folgenden Themenbereichen zusammengefasst: Erweitertes Gedenken; Gegenwartsbezogenes Lernen (aus der Geschichte der Region); Nachnutzung verbliebener Bauwerke und Räume; Begegnung, Dialog und Kommunikation; Selbstbewusste Region; Vernetzung und neue Strukturen. Eine Auswahl der Ideen ist auf der Projekthomepage www.bewusstseinsregion.at nachzulesen.

Im Herbst 2013 wurde die Frage nach der Realisierung der entwickelten Ideen aktuell. Am 4. Dezember 2013 trafen die Bürgermeister der drei Gemeinden mit VertreterInnen aus dem Kreis der Ideenwerkstätten, der Fokusgruppen und einigen erstmals eingeladenen ExpertInnen zusammen und arbeiteten ganztägig an Schwerpunktsetzungen für die nunmehr anstehende Umsetzungsphase. Die Zielsetzung dieser Beratungen war in der Einladung zur Klausur konkret genannt worden: “Was wollen wir in drei Jahren erreicht haben? Und wie kommen wir da hin?”

Auf die Frage, wofür die Region in drei Jahren im Kontext des Gedenkens und Lernens bekannt sein sollte, formulierten drei Arbeitsgruppen unter anderem folgende Visionen: “Wer in unsere Region kommt, um zu gedenken/zu erinnern, fährt mit neuen Ideen und Perspektiven wieder weg (und nicht – nur – mit Bestürzung)”; die Region soll als “Modellregion” für ein Thema mit Gegenwartsbezug (etwa: Demokratie, Vielfalt, Armut, politische Bildung) gelten; die Region soll durch vorbildliche Integration von Zuzug und Generationen bekannt sein.

Auch in der Frage: Womit beginnen? erbrachte die Diskussion eine breite Übereinstimmung und weitere Fokussierung: Fortsetzung der Ideenwerkstätten, Einrichtung einer Koordinierungsstelle sowie ehestmögliche Bildung einer Trägerorganisation für die nächsten Schritte auf Basis eines Gemeindeverbands der drei Gemeinden Mauthausen, Langenstein und St. Georgen waren die zentralen Ergebnisse. Mehrfach wurde der Bedarf an einer Jugendbegegnungsstätte formuliert, mit deren Konzeption und Errichtung unmittelbar begonnen werden sollte.