
Projektleitung: | Univ.-Prof. Dr. Gerhard Botz (Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft) |
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Durchführung: | Mag.a Helga Amesberger Mag.a Katrin Auer Mag.a Brigitte Halbmayr MMag.a Karin Stögner Christine Schindler (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) |
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Finanzierung: | Bundesministerium für Inneres | |
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Fertigstellung: | Juni 2003 |
Ziel des ZeitzeugInnenprojekts KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Mauthausen Survivors Documentation Project (MSDP) war es, rund 800 Interviews mit bzw. Lebenserinnerungen von Überlebenden des NS-Konzentrationslagers Mauthausen und seiner rd. 60 Nebenlager aufzuzeichnen. Nach einer Laufzeit von rd. 16 Monaten wurden dem Bundesministerium für Inneres als Auftraggeber, im Konkreten dem Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, insgesamt 838 Audio-Interviews, gespeichert in digitalisierter Form (Mini-Discs) übergeben, 91 davon wurden auch auf Video aufgezeichnet. Die Interviews wurden inhaltlich und geographisch beschlagwortet, sämtliche gesammelten Daten wurden in einer Datenbank erfasst. Zu diesen Daten gehören auch aktuelle Fotos der InterviewpartnerInnen, schriftliche Dokumente, Briefe und Fotos aus der Verfolgungszeit, Tagebücher, Erinnerungsstücke und Artefakte aus der KZ-Haft.
Die internationale Durchführung des Projekts wurde vom Institut für Konfliktforschung organisiert und koordiniert sowie vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands administriert. TeilprojektleiterInnen/regional coordinators in 18 Regionen in Europa, Israel und den USA waren für die Realisierung des Projekts in den einzelnen Ländern verantwortlich. Die Mitarbeiterinnen des IKF waren zusätzlich zur zentralen Koordination des Projekts auch für die Durchführung der Interviews in Österreich und Großbritannien zuständig.
Insgesamt waren rd. 60 Personen als regional coordinators bzw. InterviewerInnen tätig, KonsulentInnen, VideographInnen und AdministratorInnen erhöhten die ProjektteilnehmerInnen auf weit über 80 Personen. Zur Abstimmung der methodischen und inhaltlichen Vorstellungen wurde daher im März 2002 mit den regional coordinators ein Auftakt-Workshop in Wien durchgeführt, bei dem insbesondere Fragen zur Interviewmethode, der Zugang zu den Überlebenden, die Zusammensetzung des Interview-Samples und Form der Interview-Aufzeichnung (Audio und Video) diskutiert wurden. Dem Workshop folgte unmittelbar ein Trainingsseminar für die InterviewerInnen. Die Schulung konzentrierte sich in erster Linie auf die Interviewtechnik, die Problematisierung der Beziehung InterviewerIn – Interviewee sowie auf das Ausfüllen der Questionnaires und Beherrschen des neuen technischen Equipments (digitale Aufnahmetechnik). Den InterviewerInnen wurde ein umfangreiches Handbuch mitgegeben, in dem alle Arbeitsschritte nochmals erklärt und die Arbeitsunterlagen gesammelt wurden, sowie ein Reader mit ausgewählter Literatur zur Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen.
Die Auswahl der rd. 840 InterviewpartnerInnen orientierte sich an der Zusammensetzung der sogenannten Häftlingsgesellschaft im KZ Mauthausen nach den Kriterien Verhaftungsgrund, Nationalität, Alter bei der Inhaftierung, Zeitpunkt der Verhaftung, Haftdauer und Geschlecht.
Mit den Überlebenden wurden lebensgeschichtliche Interviews geführt, in denen den Interviewees mit einer sehr allgemein gehaltenen Einstiegsaufforderung (“Erzählen Sie mir bitte Ihre Lebensgeschichte”) die Möglichkeit zur individuellen Gestaltung der eigenen biographischen Retrospektive gegeben wurde, erst in einem zweiten und dritten Schritt wurden Fragen zum Erzählten bzw. noch nicht Gehörten gestellt. Ein themenzentrierter Leitfaden unterstützte die Frageführung. Ergänzt wurden die Interviews mit einem relativ detaillierten Fragebogen.
Insgesamt wurden in rund 20 Ländern Europas, in Israel, in Nord- und Südamerika lebensgeschichtliche Interviews in der jeweiligen Muttersprache der Überlebenden bzw. in der Nationalsprache durchgeführt. Da die Inhaftierten des Konzentrationslagers Mauthausen zum überwiegenden Teil (ca. 90%) aus nicht deutschsprachigen Ländern gekommen waren, wird mit der Sammlung dieser Interviews erstmals die nationale, kulturelle und religiöse Vielfalt der “Häftlingsgesellschaft” dokumentiert.
Unter den zeitlichen wie auch budgetären Rahmenbedingungen von Seiten des Auftraggebers konnten keine Transkriptionen bzw. Übersetzungen der Interviews erfolgen. Ebenso sind weiterführende Forschungsprojekte, die das gesammelte Material sukzessive aufbereiten können, noch ausständig.
Ein wichtiges erstes Ergebnis des MSDP stellt jedoch die Ausstellung “Mauthausen erzählen” (20 halbstündige Video-Interviews) im neuen Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Mauthausen dar, welche am 11. Mai 2003 eröffnet wurde.