Projektleitung: | Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka | |
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Durchführung: | Dr. Günther Sandner MMag.a Kathrin Stainer-Hämmerle DDr. Hubert Sickinger |
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Kooperation: | Institut für Empirische Sozialforschung IFES (Durchführung der Repräsentativerhebung) | |
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Finanzierung: | Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur | |
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Fertigstellung: | Mai 2008 |
Die Studie umfasst vier Teile:
Erstens wurde gemeinsam mit dem Institut für Empirische Sozialforschung eine für alle Schultypen und Bundesländer repräsentative Befragung von Lehramtsstudierenden an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen im zweiten Abschnitt ihrer Ausbildung durchgeführt. Zentrale Fragestellungen bezogen sich auf die Bekanntheit der Inhalte und Ziele der politischen Bildung sowie deren Verankerung im österreichischen Schulwesen und den Status Quo der Ausbildung. Lehramtsstudierende kennen zwar mehrheitlich die zentralen Inhalte, die durch politische Bildung vermittelt werden sollten, sie reflektieren aber ein ausgesprochen negatives Bild, was den Stellenwert politischer Bildung in ihrem Studium betrifft. Nur ein sehr geringer Teil von ihnen gibt an, eine fächerübergreifende und systematische Ausbildung in politischer Bildung erhalten zu haben. Insbesondere die stärkere Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie das Üben im Umgang mit kontroversen Themen werden als wesentlich zu verstärkende Elemente bzw. als Desiderate der Ausbildung benannt. Die Einschätzung der eigenen Kompetenz in politischer Bildung ist dementsprechend bescheiden. Nur die LehrerInnen so genannter Trägerfächer (also Geschichte, Deutsch, Geografie und Wirtschaftskunde) verbinden das Themenfeld politische Bildung mit ihrem Fach, und nur knapp die Hälfte der befragten Studierenden interessiert sich für politische Bildung in ihrer Ausbildung.
Darauf aufbauend wurde eine qualitative Befragung von LehrerInnen unterschiedlicher Unterrichtsfächer an ausgewählten Standorten und in unterschiedlichen Schultypen in Form von semi-strukturierten persönlichen Interviews durchgeführt. Inhalt der Interviews bildeten Fragen nach Art und Umfang der Umsetzung von politischer Bildung im Unterricht sowie die Einschätzung der eigenen Kompetenz, aber auch jener der Zielgruppe, nämlich der SchülerInnen. Weiters interessierte, welchen Anforderungen sich die Lehrenden ausgesetzt fühlen und welche Art der Aus- bzw. Weiterbildung sie als unbedingt erforderlich erachten bzw. welche anderen Hilfestellungen (z.B. Materialien, Unterrichtsformen) aus Sicht der Lehrenden die politische Bildung begünstigen.
Die beiden empirischen Studien zeigen insgesamt gravierende Defizite in den Lehramtsstudien bezüglich politischer Bildung. Trotz unterschiedlich motivierter Einwände wird dennoch eine insgesamt positive Haltung gegenüber einem eigenen Unterrichtsfach politische Bildung deutlich. Dies bedeutet aber nicht, dass sich Lehramtsstudierende und LehrerInnen selbst für politische Bildung verantwortlich fühlen.
Aus den beiden empirischen Studien wurden (im Austausch mit KollegInnen, die im selben Zeitraum an der Ausarbeitung eines Kompetenzmodells für SchülerInnen arbeiteten) die Eckpunkte eines Kompetenzmodells für LehrerInnen entworfen. Dieses sollte einerseits auf fachwissenschaftlicher und andererseits auf fachdidaktischer Kompetenz basieren. Die fachdidaktische Kompetenz kann in die Bereiche fachdidaktische Theorie, diagnostische Kompetenz und Vermittlungskompetenz unterteilt und diese jeweils in weitere Teilkompetenzen gegliedert werden. Ebenso unverzichtbar ist aber eine fachwissenschaftliche Kompetenz, die dem interdisziplinären Charakter politischer Bildung gerecht zu werden vermag. Diese Kompetenzen wären freilich nur mit einer grundlegenden Reform des Ausbildungssystems für LehrerInnen erreichbar.
Die Wahlaltersenkung auf 16 Jahre führt dazu, dass derzeit SchülerInnen politische Bildung größtenteils erst nach Erreichung des aktiven Wahlalters erfahren, was zu Überlegungen einer Verankerung bereits in der 8. Schulstufe geführt hat. Im abschließenden Teil werden daher mögliche Modelle und deren Vor- und Nachteile unter Berücksichtigung der österreichischen Gesetzeslage erarbeitet, wobei die Empfehlungen nicht auf die 8. Schulstufe eingegrenzt wurden.