2008: “Demokratie messen?”


Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka


Durchführung: DDr. Hubert Sickinger


Finanzierung: Renner-Institut


Fertigstellung: Januar 2008


Die empirisch vergleichende Messung von Demokratie weist seit Anfang der 1990er Jahre in der vergleichenden Politikwissenschaft eine beachtliche Konjunktur auf. In diesem Projekt wird ein Überblick über die wichtigsten Ansätze geboten. Einerseits werden die bekanntesten Demokratieskalen (Polyarchie, Freedom House, Polity, Bertelsmann-Transformationsindex, der Index defekter Demokratien und der Vanhanen-Index) kurz beschrieben. Diese Indizes berücksichtigen neben Grundfunktionen einer “electoral democracy” und der Gewährleistung grundlegender Organisations- und Kommunikationsrechte in unterschiedlichem Ausmaß (und mit unterschiedlicher, auch politischer Intention) auch Fragen der Gewaltenteilung und individueller Grundrechte. Sie erscheinen zum weltweiten differenziertem Vergleich politischer Systeme hinsichtlich ihrer Annäherung an den Maßstab liberal-verfassungsstaatlicher, pluralistischer Demokratien gut geeignet, sind für die Messung von Qualitätsunterschieden der “westlichen” Demokratien (welche de facto den impliziten oder expliziten zugrunde liegenden Maßstab bilden) aber kaum geeignet.

Alternative Ansatzpunkte bieten vertiefte Länderstudien nach international etablierten Fragestellungen, wie sie vor allem der britische “democratic audit” und dessen Fortentwicklung durch International IDEA zur Verfügung stellen. Andere mögliche Anknüpfungspunkte für eine vergleichende Messung von Demokratiequalität bestehen in vergleichenden Bevölkerungsumfragen sowie der Berücksichtigung möglicher Indikatoren der Inklusivität des politischen/gesellschaftlichen Systems – Zugänglichkeit der politischen Elite für Frauen, aber auch Inklusivität/Universalität sozialer Mindestsicherung (etwa im Sinne eines Index “sozialer Demokratie”/T. Meyer). Letztlich gibt es nicht “den” Königsweg der Demokratiemessung, sondern die vorhandenen Messinstrumente (oder deren potentielle Adaptierungen) erscheinen je nach Fragestellung und zu untersuchenden Ländersamples unterschiedlich angemessen.