2005: “Das neue Österreich” – Die Ausstellung zum Staatsvertragsjubiläum 1955/2005


Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka


Durchführung: Mag. Walter J. Fend
Dr.in Brigitte Halbmayr
ao. Univ.-Prof. Dr. Walter Manoschek (Konsulent)


Finanzierung: Österreichische Galerie Belvedere


Fertigstellung: Mai 2005


Anlässlich des “Gedankenjahres” 2005 fand im Oberen Belvedere die Ausstellung zum Staatsvertragsjubiläum statt. Der zeitliche Bogen spannte sich vom Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie bis zur Aufnahme Österreichs in die Europäische Union. Das Zentrum der Ausstellung bildete der Marmorsaal als historischer Ort der Vertragsunterzeichnung des Jahres 1955. Zur Vermittlung der Inhalte waren drei Ebenen konzipiert, die sich durch den ganzen Ausstellungsbereich zogen. Zum einen waren dies die Originalexponate, welche die kognitive Wahrnehmung ansprechen sollten, zum anderen bildete ein rot-weiß-rotes Fahnenband den Träger für multimediale Gestaltungselemente, welche die sensorische Perzeption anregen sollten. Schlussendlich ergänzte die “Kunstschiene” die Konzeption: In allen Räumen wurden zur jeweiligen Epoche passende Werke gezeigt.

Das IKF wurde mit der wissenschaftlichen Gestaltung des Bereiches Zwischenkriegszeit betraut. Im Zentrum der Überlegungen hinsichtlich der Gestaltung der Räume standen einerseits die gesellschaftlichen Fragmentierungen sowie der wachsende politische Dissens jener Periode. Andererseits bestand trotz alledem auch Konsens zwischen den verfeindeten politischen Lagern. Gemeinsam war allen der Antisemitismus und das Deutschtum bzw. der Anschlussgedanke, ungeachtet der jeweiligen unterschiedlichen Ausformungen. Im deutschnationalen Lager war ein biologistischer, rassistischer Antisemitismus zentrale Programmatik; im katholisch-konservativen Lager war dieser Antisemitismus vor allem Teil der alltäglichen Rhetorik; im sozialdemokratischen Lager programmatisch nicht vorhanden, aber in Teilen der Basis sehr wohl präsent. Gerade anhand der Spezifika der Zwischenkriegszeit sollte auch versucht werden, die Unterschiede zum “neuen” Österreich nach 1945 verständlich zu machen. Selbiges wurde überdies durch einen Katalog unterstützt, welcher auf Deutsch und in den Sprachen der Signatarmächte erschien.

Zu den ausgestellten Schlüsseldokumenten der Zwischenkriegszeit zählten unter anderem der Staatsvertrag von Saint Germain von 1919, das Konkordat von 1933/34, aber auch die Protestnote Mexikos gegen den Anschluss Österreichs an das “Dritte Reich”. Dem Plakat als einem sehr wichtigen Medium der Zwischenkriegszeit kam eine herausragende Rolle im Ausstellungsbereich zu. Zahlreiche Plakate zu den diversen Volksabstimmungen in den unmittelbaren Nachkriegsjahren – von Vorarlberg bis zum Burgenland – wurden ebenso gezeigt wie solche zur Thematik des Antisemitismus und zur Verfeindung der politischen Lager. Bücher, Bilder, Film- und Tonsequenzen dienten ebenso der Vermittlung wie die Originalgemälde aus dieser von Konflikten geprägten Epoche.