Projektleitung: | Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka | |
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Durchführung: | Mag.a Helga Amesberger Mag.a Katrin Auer Mag.a Brigitte Halbmayr |
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Finanzierung: | Stadt Wien – MA-L Wiener Krankenanstaltenverbund |
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Fertigstellung: | Jänner 2001 |
In der Ottawa-Charta (WHO 1986) wird der Begriff Gesundheitsförderung folgendermaßen definiert: “Gesundheitsförderung ist auf Chancengleichheit auf dem Gebiet der Gesundheit gerichtet. Gesundheitsförderndes Handeln bemüht sich darum, bestehende soziale Unterschiede des Gesundheitszustandes zu verringern sowie gleiche Möglichkeiten und Voraussetzungen zu schaffen, damit alle Menschen befähigt werden, ihr größtmögliches Gesundheitspotential zu verwirklichen.”
Die gesundheitliche Situation und Versorgung von ImmigrantInnen ist von komplexen Wechselwirkungen kulturspezifischer, migrationsbedingter sowie sozialökologischer Faktoren beeinflusst, ebenso von Schichtzugehörigkeit und gesellschaftlichem Status. Gesundheitliche Risiken, Krankheit und Lebenserwartung sind in allen Gesellschaften sozial ungleich verteilt, aber auch von persönlichen und sozialen Ressourcen determiniert. In der Literatur werden in Zusammenhang mit Immigration Sprachbarrieren, das kulturell unterschiedliche Verständnis von Gesundheit, Körper und Krankheit sowie der schlechte Informationsstand über Gesundheitsangebote bzw. das Gesundheitssystem als die größten Herausforderungen für das Gesundheitssystem angesehen. Doch auch aufenthaltsrechtliche Bedingungen und/oder ein fremdenfeindliches gesellschaftliches Klima um nur einige migrationsspezifische Determinanten zu nennen können bei Gesundheitsstörungen und Krankheitsverläufen von ImmigrantInnen eine wesentliche Rolle spielen.
Die möglichen Folgen von Versorgungsschwächen aufgrund von Zugangsbarrieren für Menschen ausländischer Herkunft können ebenfalls zahlreich sein: Vergabe von Medikamenten aus Hilflosigkeit, Fehldiagnosen, Chronifizierungen, Endlosdiagnostik, verspätet einsetzende Therapie, verlängerte Verweildauer in Krankenhäusern, etc. Letztendlich können diese Faktoren enorme Mehrkosten verursachen.
Die Studie beleuchtet die Thematik von mehreren Seiten. Die Repräsentativumfrage unter der Wiener Bevölkerung (durchgeführt von IFES) erhob u.a. die Akzeptanz von zugewanderten PatientInnen bei Arztkonsultationen, negative Erfahrungen mit ÄrztInnen im niedergelassenen und im Spitalsbereich sowie die Kriterien für eine Arztwahl. Weiters wurden rund 40 Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind, mittels eines halbstandardisierten Interviewleitfadens befragt, wovon die Hälfte der Befragten (ÄrztInnen und Ordinationshilfen) in Arztpraxen, die andere Hälfte in Krankhäusern bzw. Pflegeheimen (ÄrztInnen und Pflegepersonal) tätig ist. Diese Befunde werden durch explorative Interviews mit Expertinnen ergänzt, die mit den Thematiken Gesundheit und/oder Migration beschäftigt sind. Im Mittelpunkt der beiden letztgenannten Erhebungen standen die Wahrnehmung von ImmigrantInnen als Klientel mit spezifischen Bedürfnissen, Diskriminierung von und Vorurteile gegenüber zugewanderten PatientInnen und medizinischem Personal durch die verschiedenen AkteurInnen im Gesundheitswesen (einschließlich PatientInnen) sowie Folgewirkungen von Zuwanderung auf die Arbeit im Gesundheitswesen. Einen Schwerpunkt in den Befragungen bildeten auch Maßnahmen und Empfehlungen zur Verbesserung der Situation von zugewanderten PatientInnen und der Arbeit im Gesundheitssystem.