Projektleitung: | Dr.in Birgitt Haller | |
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Durchführung: | Mag.a Katrin Auer | |
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Finanzierung: | Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien – MA 8 MA 57/ Frauenbüro der Stadt Wien |
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Fertigstellung: | Juni 2004 | |
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Projektbericht zum Download |
Diese explorative Studie beleuchtet die Situation von Lesben, Schwulen und transgender/ transsexuellen Personen am Arbeitsplatz. Es wird gezeigt, in welcher Weise direkte und strukturelle Benachteiligungen bestehen, von wem diskriminierendes Verhalten an den Tag gelegt wird und wie die Umgangsstrategien von Lesben, Schwulen und Transsexuellen damit sind. Die Fragestellung fokussiert auf mehrere Ebenen: Auf heterosexistische Strukturen und die homophobe Umwelt, auf genderspezifische Unterschiede im diskriminierenden Verhalten von Männern und Frauen sowie auf Unterschiede zwischen der Situation von Homo- und Transsexuellen. D.h. das Augenmerk liegt sowohl auf den Umgangsstrategien der Betroffenen als auch auf den Faktoren, die homophobe Strukturen und Verhältnisse ausmachen. Es wurde eine Literatur- und Internetrecherche vorgenommen. Weiters wurden im Frühjahr 2004 problemzentrierte Interviews mit ExpertInnen und “Betroffenen” geführt, wobei die Auswahl der ExpertInnen nach zwei Kriterien erfolgte: VertreterIn einer lesbischwulen bzw. transgender/ transsexuellen Interessenvertretung oder MitarbeiterInnen von ArbeitnehmerInnen-Vertretungen zu sein.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass in der Arbeitswelt zwei Bereiche für die Situation von Lesben, Schwulen und transgender/ transsexuellen Personen wesentlich sind: der rechtliche und der zwischenmenschliche Bereich. Durch die in nationales Recht übernommene EU-Antidiskriminierungsrichtlinie 2000/78/EG ist jegliche Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in Beschäftigung und Beruf verboten. Das Diskriminierungsverbot umfasst direkte und indirekte Diskriminierung sowie Mobbing. Zwar ist damit der Schutz vor Diskriminierung u.a. aufgrund des Geschlechts und der sexuellen Orientierung gewährleistet, doch besteht keine Antidiskriminierungsbestimmung für Geschlechtsperformance, wie sie für transgender Personen notwendig wäre, die nicht in ihrem Geburtsgeschlecht leben. Der zwischenmenschliche Bereich ist meist von latenter oder manifester Homophobie und der heterosexistischen Vorannahme geprägt. Eine in jedem Sinne tolerante und gleichberechtigte Atmosphäre würde jene Bedingungen bieten, die für ein Coming Out und offenes Leben am Arbeitsplatz notwendig wären. In den ExpertInnen- und Betroffeninterviews überwogen Schilderungen von latenten und verbalen Diskriminierungen. Die Fälle von direkter physischer Gewalt dürften selten sein, doch sind nach Meinung der befragten PsychotherapeutInnen die Folgen und Implikationen der psychischen Gewalt und Belastungen nicht zu unterschätzen. In diesen Umständen verbirgt sich auch die potentielle Gefahr, das Ziel von Mobbing zu werden, denn konkurrenzreiche und latent konfliktvolle Umgebungen sind geradezu für Mobbingfälle prädestiniert und es trifft meist jene, die “anders” sind als die Mehrheit. Die Situation von Lesben und Schwulen weist Parallelen und Unterschiede auf. Lesben sind von der strukturellen Benachteiligung von Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft betroffen. Doch werden frauenfeindliche Stereotype auch auf schwule Männer projiziert. Im diskriminierenden Verhalten von Männern und Frauen erkennen die ExpertInnen graduelle Unterschiede. Männer würden offener und direkter, Frauen subtiler diskriminieren. Wesentliche Unterschiede bestehen zwischen der Situation von Homosexuellen und Transsexuellen. Ein deutliches Ergebnis ist außerdem, dass von Seiten der ArbeitnehmerInnen-Vertretungen ein großer Handlungsbedarf besteht, sich für lesbischwule und transgender/ transsexuelle Belange einzusetzen und sowohl Antidiskriminierung als auch Gleichbehandlung in der Arbeitswelt und damit auch gesamtgesellschaftlich voranzutreiben.