Projektleitung: | Mag. Helga Amesberger | |
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Durchführung: | Mag. Helga Amesberger Mag. Brigitte Halbmayr Mag. Barbara Liegl |
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Finanzierung: | Stadt Wien – MA 57 | |
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Fertigstellung: | Dezember 1999 |
Die Studie behandelt im wesentlichen das Gesundheitsbewusstsein, die Gesundheitsvorsorge und den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen von weiblichen Prostituierten in Wien. Ausgangspunkt war der Rückgang der im Sicherheitsbüro der BPD Wien registrierten und mit Kontrollkarten vom STD-Ambulatorium ausgestatteten Sexarbeiterinnen und die (vermutete) Zunahme der nicht registrierten Prostituierten. Unter letzteren finden sich viele zugewanderte Sexarbeiterinnen, die meist – zusätzlich zur allgemeinen gesellschaftlichen Diskriminierung von Prostituierten – auch mit aufenthaltsrechtlichen Problemen zu kämpfen haben und daher in mehrfacher Hinsicht illegalisiert leben; diesen Frauen ist der Zugang zum österreichischen Gesundheitssystem und zur Gesundheitsvorsorge besonders erschwert. Gefragt sind Maßnahmen, die beiden Gruppen den Einstieg in regelmäßige Kontroll- und Präventionsuntersuchungen erleichtern würden und gleichzeitig auch die Lebensbedingungen verbessern sowie den Ausstieg aus diesem Milieu ermöglichen könnten.
Die vier wichtigsten Fragestellungen des Projekts lauten daher:
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Welche Maßnahmen sind aus der Sicht der Sexarbeiterinnen dazu geeignet, ihnen den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern, bzw. woran scheitert dieser derzeit? Worauf führen sie den Rückgang bei den Kontrolluntersuchungen zurück, bzw. was macht diese für sie besonders unangenehm?
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Welche Maßnahmen sind aus der Sicht der Prostituierten dazu geeignet, die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern und ihnen den Ausstieg aus dem Milieu zu ermöglichen, bzw. woran scheitert der Ausstieg? Was konkret würden sie für einen Ausstieg brauchen?
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Welche Arten von niederschwelligen Einrichtungen mit welchem Angebot würden ihnen dies erleichtern (arbeitsrechtliche Maßnahmen, aufenthaltsrechtliche Maßnahmen, psycho-soziale Betreuung zusätzlich zur medizinischen)?
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Welche Arten/Konzepte von niederschwelligen Einrichtungen gibt es in diesem Bereich bereits in den anderen österreichischen Bundesländern und in der Bundesrepublik Deutschland? Inwiefern unterscheiden sie sich bzw. gibt es so etwas wie eine Mindestanforderung an eine niederschwellige Einrichtung für Sexarbeiterinnen?
Um solche Maßnahmen sinnvoll und effektiv gestalten zu können, muss die Perspektive der Prostituierten selbst in den Vordergrund gerückt werden. Die methodische Vorgehensweise bestand daher in einer Fragebogenerhebung (Vollerhebung) unter den Prostituierten, die sich regelmäßig einer Untersuchung auf sexuell übertragbare Krankheiten (sexually transmitted diseases – STD) im STD-Ambulatorium der Stadt Wien unterziehen (müssen), und 30 qualitative, leitfadenorientierte Interviews mit Sexarbeiterinnen, wovon neun mit migrierten Sexarbeiterinnen geführt wurden. Zusätzlich wurden sieben Expertinneninterviews (mit Frauen von österreichischen Beratungsstellen, (ehemaligen) Streetworkerinnen, Mitarbeiterinnen der STD-Ambulanzen in Wien und Hamburg) geführt. In den Vergleich der Angebote und Arbeitsweisen niederschwelliger Beratungsstellen wurden 23 Beratungsstellen aufgenommen (davon vier in Österreich, zwei in der Schweiz und 17 in Deutschland). Schließlich wurden noch die drei in Österreich bereits entwickelten Konzepte (zwei in Wien, eines in Graz) für eine niederschwellige Einrichtung diskutiert. Die Ergebnisse der dargestellten Erhebungsschritte, insbesondere die Bedarfserhebung unter den Prostituierten selbst, bildeten die Grundlage für die abschließenden Empfehlungen des Projektteams hinsichtlich einer niederschwelligen Einrichtung für weibliche Prostituierte in Wien.