1996: “Nebenjob Vater und Hausmann?” Wie betriebliche Strukturen innerfamiliäres Engagement von Männern behindern


Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka


Durchführung: Mag. Helga Amesberger
Mag. Katharina Demel
Dr. Ilse König
DSA Christina Radner


Finanzierung: Bundesministerium für Jugend und Familie
Bundesministerin für Frauenangelegenheiten


Fertigstellung: Dezember 1996


  Projektbericht (Kurzfassung) zum Download


Ausgangspunkt der Studie ist, daß es neben einem fehlenden Bewußtsein seitens der Männer eine Reihe struktureller Faktoren gibt, die eine aktive Mitarbeit im Haushalt und in der Familie behindern. Einen solchen strukturellen Faktor stellen sicherlich die arbeitsorganisatorischen Rahmenbedingungen der Berufswelt dar. Diese – bislang in bezug auf Männer kaum beachtet und untersucht – stehen im Mittelpunkt des Forschungsprojektes. Ausgehend von der Annahme, daß bei einem “Normalarbeitsverhalten” aufgrund von Arbeitszeitverteilung, Überstunden, Weiterbildung außerhalb der Arbeitszeit etc. auch für Männer Beruf und Familie nur schwer zu vereinbaren sind, ergeben sich insbesondere zwei thematische Schwerpunkte:

  • Erfassung bestehender betrieblicher Strukturen und deren Überprüfung in Hinblick auf ihre Vereinbarkeit mit Familienarbeit sowie das Problembewußtsein seitens des Personalmanagements, der Personalvertretung und der männlichen Beschäftigten.

  • Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen der männlichen Beschäftigten in bezug auf die Arbeitszeitorganisation.

Als methodischen Zugang wählten wir einen Methodenmix:

  • Erhebung firmenspezifischer Daten (z.B. Anzahl der männlichen und weiblichen Beschäftigten, Karenzierungen nach Geschlecht, Angaben zur Arbeitszeit). 15 Wiener Firmen aus verschiedensten Branchen (elf aus dem Dienstleistungsbereich und vier Gewerbebetriebe) konnten für die Mitarbeit an der Studie gewonnen werden.

  • Quantitative Erhebung. Es wurde eine standardisierte Fragebogenerhebung unter männlichen Beschäftigten mit Kindern zwischen 0 und 15 Jahren durchgeführt; 603 Fragebögen wurden verteilt und 140 bis zum Stichtag beantwortet.

  • Qualitative Erhebung. Insgesamt führten wir 41 Interviews mit VertreterInnen des Personalmanagements und der Personalvertretung sowie mit männlichen Beschäftigten der untersuchten Betriebe.

  • ExpertInnenworkshop. Geladen zu diesem Arbeitskreis waren ExpertInnen aus verschiedenen Ministerien, diverser Interessensvertretungen, aus dem Wissenschaftsbereich und den Betrieben. 15 ExpertInnen nahmen daran teil.

Viele ArbeitgeberInnen glauben, daß die Beschäftigten ihrer Unternehmen keine allzu großen Schwierigkeiten haben, Berufs- und Familienarbeit miteinander zu vereinbaren. Aber ca. drei Viertel der befragten Arbeitnehmer geben an, manchmal oder häufig Schwierigkeiten damit zu haben. Als ein wesentlicher Faktor für die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienarbeit stellt sich das Vorhandensein von Gestaltungsmöglichkeiten bei der Arbeitszeit heraus. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß flexible Arbeitszeitregelungen, wie wir sie in den untersuchten Firmen vorgefunden haben, tendenziell eher die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen als der Wechsel- oder Schichtdienst. Jedoch gibt es auch bei einer relativ freien Gestaltungsmöglichkeit der Arbeitszeit einige intervenierende Variablen, die Vereinbarungsleistungen erschweren bzw. behindern. Eine solche ist die, in manchen Firmen anzutreffende, Erwartung der jederzeitigen Verfügbarkeit der ArbeitnehmerInnen oder die Erwartung, daß die Beschäftigten die Arbeitszeit primär nach den Bedürfnissen des Betriebes einteilen. Eine Personalpolitik, die mit der geringstmöglichen Anzahl von Beschäftigten zu arbeiten versucht, spielt dabei ebenfalls eine wesentliche Rolle, daß Familie und Beruf schwer miteinander zu vereinbaren sind. Außerdem trägt das starre Rollenverhalten der Männer dazu bei, daß sie Freiräume in der Arbeitszeitgestaltung nicht wahrnehmen.